Widrigkeiten in der Kindheit (Childhood Adversities [CAs]) und Kindheitstraumata hängen über alle Lebensphasen hinweg stark mit allen Klassen von psychischen Störungen zusammen. Sie hängen zudem mit somatischen Erkrankungen – insbesondere mit altersbedingten Erkrankungen – zusammen und gehören daher zu den wichtigsten Risikofaktoren für eine geringe Lebensqualität und psychosoziale Teilhabe im Erwachsenenalter. Der Zusammenhang zwischen CAs und ihren langfristigen Folgen ist jedoch noch immer nicht vollständig verstanden.
Ein recht neuer und vielversprechender Ansatz zur Erklärung des Zusammenhangs zwischen frühen Widrigkeiten und späteren gesundheitlichen Folgen sind beschleunigte Alterungsprozesse, die sich zum Beispiel beginnend bei in einer verfrühten Pubertät und später in der Verkürzung der Telomerlänge und zunehmenden Ausprägung peripherer Entzündungen zeigen. Es wird diskutiert, dass der berichtete Zusammenhang zwischen CAs, Telomerlänge und Entzündung teilweise durch Psychopathologie vermittelt wird – mit der aktuell stärksten Evidenz für Depression, als Mediator dieses Zusammenhangs.
In der LOCO-Studie („Long-term Outcome of Childhood Adversities and Offending Behaviour“) untersuchen wir aufbauend auf unserer JAEL Stichprobe diese Prozesse. Zusätzlich zur ausgiebigen Erfassung von Kindheitstraumata und Post-Traumatischer Belastungsstörung (PTBS) und komplexer Post-Traumatischer Belastungsstörung (CPTBS) werden in dieser Teilstudie zusätzlich Blutproben entnommen, um Telomerlänge, Telomeraseaktivität und periphere Entzündungsmarker zu untersuchen. Dies gibt uns die Möglichkeit, den Zusammenhang von CAs und Verläufen affektiver Störungen mit Telomer-Erhaltung und peripherer Entzündung in einer Hochrisikoprobe hochbelasteter junger Erwachsener zu untersuchen.